Als alternative Finanzierungsform und als Ergänzung zum Factoring kann eine Lagerfinanzierung in Betracht kommen. Was genau eine Lagerfinanzierung ist und welche Vor- und Nachteile diese mit sich bringt, erläutern wir in diesem Artikel.

Was versteht man unter Lagerfinanzierung?
Unter Lagerfinanzierung versteht man die Finanzierung des fungiblen Warenbestandes. Fungibel aus dem Grund, da das Lager von der Factoringgesellschaft zunächst bewertet wird und darauf aufbauend 40 bis 60% des durchschnittlichen Netto-Lagerbestandes finanziert werden können. Bei der Lagerfinanzierung handelt es sich um eine Kreditvergabe. Aus diesem Grund muss der Factor nach den Bestimmungen des Kreditwesengesetzes einen Bankstatus oder zumindest für diesen Bereich eine Teilbanklizenz besitzen.
Welche Voraussetzungen werden benötigt, um eine Lagerfinanzierung durchzuführen?
Die Ware muss frei von Rechten Dritter sein, das heißt, die Ware darf nicht unter dem Eigentumsvorbehalt des Lieferanten erworben sein. Der Factor wird die Waren als Sicherung übereignen, um bei einer notwendigen Verwertung der Ware, den von ihm gewährten Kredit zurückführen zu können. Das Unternehmen muss monatliche oder quartalsweise Bestandsmeldungen sowie Lagerskizzen anfertigen und die Ware ausreichend versichern, bevor ein Lagerfinanzierungsvertrag erstellt werden kann.
Außerdem muss das Unternehmen eine gute Ertragslage sowie positive Wirtschaftsauskünfte vorweisen. Dieser Verwaltungsaufwand, ist vom Unternehmer in seiner Planung zu berücksichtigen.
Welche Vorteile besitzt die Lagerfinanzierung?
Das gebundene Kapital des Umlaufvermögens in Form von Waren und Vorräten wandelt sich in freie liquide Mittel in Form einer fortlaufenden Kreditlinie um. Die so frei gewordenen Mittel können für Anschaffungen oder für zusätzliche Ertragsmöglichkeiten, wie z.B. die Nutzung von Boni, Skonti oder Sonderkonditionen genutzt werden.
Durch Nutzung einer Lagerfinanzierung kann die Abhängigkeit gegenüber der Bank gesenkt werden, da der Kontokorrent nicht oder nur noch in einem geringeren Maße genutzt werden muss. Im Gegensatz zu herkömmlichen Finanzierungsformen wächst die Finanzierung bei der Lagerfinanzierung mit. Das heißt, sobald der Bestand an Waren und Vorräten wächst und dies durch den Factor erneut bewertet wird, kann eine höhere Finanzierung möglich sein. Im Rahmen der Lagerfinanzierung fallen Zinsen nur für das tatsächlich abgerufene Kapital an.
Welche Nachteile hat die Lagerfinanzierung?
Die Anbieter von Lagerfinanzierungen sind überschaubar, da der Factor einen Bankstatus oder zumindest für diesen Bereich eine Teilbanklizenz besitzen muss.
Zudem sind die Kosten zu berücksichtigen. Es fallen für die Bereitstellung von Kapital Zinsen an, welche sich meist unter dem Niveau von Kontokorrentzinsen befinden. Des Weiteren werden dem Unternehmen für die Leistung an sich Verwaltungs- und Prüfgebühren in Rechnung gestellt. Zudem ist der interne Verwaltungsaufwand für das Unternehmen, welches eine Lagerfinanzierung nutzen möchte, nicht zu unterschätzen.
Hinzu kommt, dass Lagerfinanzierung nicht für alle Unternehmen angeboten wird. Der Factor zielt in der Regel bei der Bereitstellung von Lagerfinanzierung auf große Unternehmen aus den Branchen Handel und Großhandel sowie auf Produktionsbetriebe mit großen Waren- und Rohstofflagern (ab 250T€) ab.
Fazit
Wie bei jeder alternativen Finanzierungsform kann durch die Inanspruchnahme von Lagerfinanzierung die Unabhängigkeit gegenüber Banken gesteigert werden. Die Lagerfinanzierung wird jedoch nicht jedem Unternehmen angeboten und die dabei entstehenden Kosten sind nicht zu unterschätzen.
Inwiefern eine Lagerfinanzierung für das eigene Unternehmen sinnvoll ist und umgesetzt werden kann, muss individuell geklärt werden. Die Anzahl der Anbieter ist vergleichsweise gering, jedoch ist ein Vergleich von Angeboten zu empfehlen.