Nachdem wir euch bereits die Finanzierungsformen Factoring und Einkaufsfinanzierung vorgestellt haben, möchten wir noch einmal auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten eingehen. Deshalb möchten wir uns gern der Gegenüberstellung dieser beiden Finanzierungsformen widmen und im Anschluss die formalen Voraussetzungen vorstellen.
Gemeinsamkeiten
Grundsätzlich ist zu sagen, dass es sich sowohl beim Factoring als auch bei der Einkaufsfinanzierung um alternative Finanzierungsformen handelt, die einem Unternehmen dabei helfen können, sein Working Capital zu optimieren.
Unterschiede
Die Einkaufsfinanzierung kann grundsätzlich in jeder Branche genutzt werden. Factoring dagegen wird nur selten im Fall von Forderungen gegenüber Privatpersonen angeboten. Factoring ist folglich im B2B-Bereich üblich. Außerdem kann es beim Factoring mitunter Restriktionen für einzelne Branchen (z.B. Baubranche) geben.
Für eine bessere Vergleichbarkeit der beiden Finanzierungsformen, zeigen wir die größten Unterschiede anhand der folgenden Tabelle auf.

Welche Voraussetzungen müssen für ein Factoring bzw. eine Einkaufsfinanzierung geschaffen werden?
Allgemein benötigte Unterlagen
- Jahresabschlüsse der letzten Geschäftsjahre
- Aktuelle BWA mit Fälligkeiten
- Finanz- und Liquiditätsplan (Forecast) für laufendes/- nächstes Jahr
- Organigramm
- Gesellschaftsvertrag
- Aktueller Handelsregisterauszug/ Gewerbeanmeldung
Unterlagen zu den Debitoren/ Kreditoren
- Aktuelle OPOS-Listen für Debitoren und Kreditoren
- Kundenlisten mit Limitwünschen*
- Produktunterlagen/ Prospekt
- Mustervorgang: Auftragsbestätigung – Lieferschein – Rechnung
- Muster Rechnungsformular mit AGB und Liefer- und Zahlungsbedingungen
*Beispiel: Ein Unternehmen möchte nur 50% der Forderungen je Kunde verkaufen.
Benötigte Unterlagen für ein Factoring
Unterlagen | Quelle |
Gründungsdatum | Geschäftsführung |
Anzahl der Mitarbeiter | Geschäftsführung |
Beschreibung Geschäftsgegenstand | Geschäftsführung |
Umsatz im Vorjahr (davon Ausland) | Jahresabschluss |
Umsatz im aktuellen Jahr | BWA |
Geplanter Umsatz (davon Ausland) | Planung |
Anzahl der Debitoren und Kreditoren | OPOS-Listen |
Anzahl der Rechnungen | Debitorenmanagement |
Anzahl der Gutschriften | Debitorenmanagement |
Zahlungsziel In- und Ausland | Debitorenmanagement |
Teil-, Abschlags- oder Vorauszahlungen | Debitorenmanagement |
Durchschnittlicher Forderungssaldo pro Monat | BWA |
Durchschnittlicher Verbindlichkeitssaldo pro Monat | BWA |
Forderungsausfälle in den letzten beiden Geschäftsjahren | Jahresabschluss |
Forderungsausfälle im laufenden Geschäftsjahr | BWA |
Die fünf größten Debitoren und Kreditoren | OPOS-Liste |
Debitorische Kreditoren | OPOS-Listen |
Benötigte Unterlagen für eine Einkaufsfinanzierung
Unterlagen | Quelle |
Gewünschte Höhe Einkauf-Limit | Geschäftsführung |
Umsatzentwicklung | Planung |
Zukünftige Wareneinkäufe pro Jahr | Planung |
Gewinn/ Verlust in den letzten drei Jahren | Jahresabschluss |
Umsätze für vergangene Zeiträume (Q., H., J.) | BWA/ Jahresabschluss |
Skontogewährung | BWA |
Bezogene Ware und Verwendung dieser | BWA/Kostenträgerrechnung |
Hauptlieferanten | OPOS-Liste |
Für Personengesellschaften | |
Vermögensverhältnisse Gesellschafter | Gesellschafter |
Verbindlichkeiten der Gesellschafter | Gesellschafter |
Einkommen Gesellschafter | Gesellschafter |
Ausgaben Gesellschafter | Gesellschafter |
Die größten Probleme bei der Unterlagenbereitstellung
Eine richtige und in sich stimmige Planung klingt wie der Normalfall. Dennoch kommt es in der Praxis vor, dass die Planung fehlerhaft ist. Ein weiteres Problem ist eine verspätete oder eine unsaubere Buchhaltung in der beispielsweise Buchungen verspätet getätigt oder Abgrenzungen nicht eingehalten wurden. Organisatorische Strukturen spielen bei der Bereitstellung der Unterlagen ebenfalls eine Rolle. Denn nicht immer bekomme ich alle Unterlagen aus einer Hand, sondern es sind Abstimmungen mit anderen Abteilungen nötig und dies muss mit einberechnet werden.
Wie sieht eine gute Vorbereitung aus?
Anforderungen an die Buchhaltung:
Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung:
- Für jeden einzelnen Debitoren und Kreditoren sollte ein extra Konto anlegt werden, somit hat man die Anzahl der Kunden und Lieferanten auf einen Blick und der Umsatz pro Debitor und Kreditor kann ermittelt werden.
- Für jeden Debitoren und Kreditoren müssen die entsprechenden Zahlungsziele einpflegt werden. Dies ermöglicht eine genaue Liquiditätsplanung für das Unternehmen und der Factor kann sich ein besseres Bild machen.
- Das Erkennen von Doppelzahlungen: Wie funktioniert die Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung?
- Eine zeitnahe und richtige Rechnungsstellung ist Pflicht, denn nur so ist ein Mahnwesen möglich.
Finanzbuchhaltung:
- Abgrenzung der Umsätze nach Realisationsprinzip. Das heißt die Umsätze sind in den Monaten zu buchen, wo sie entstanden sind, somit ist eine Abgrenzung nach Monats- und Jahresumsätzen ersichtlich.
- Erfassung der Auslandsumsätze auf gesonderten Konten. So erhält man eine Auskunft über die Auslandsumsätze. Ein weiterer Vorteil ist, dass beim Buchen von Automatikkonten die Umsatzsteuer richtig gebucht wird.
- Damit keine Vermischung mit den Umsatzkonten und der Übersicht entsteht, empfiehlt sich das Buchen der Forderungsausfälle auf gesonderte Konten. In diesem Zug sei genannt, dass das Buchen von Anzahlungen, Skonti, Rabatten und Boni auf gesonderte Konten ebenfalls empfehlenswert ist.
- Die Verrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten muss ersichtlich sein.
- Eine Bewertung von Forderungen nach zweifelhaft und uneinbringlich sollte ebenfalls durchgeführt werden.
Der Factor fordert die BWA´s an und muss sich als Sachverständiger Dritter innerhalb kürzester Zeit einen genauen Überblick über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage machen können. Mit den von uns genannten Empfehlungen, wird dem Factor eine Menge Zeit erspart und das Unternehmen kann als professioneller Partner auftreten.
Anforderungen an die Planung:
Für die Planung der Umsätze müssen entsprechend richtige Parameter angesetzt werden. Des Weiteren sind Zahlungsziele zu beachten. Denn Factoring wird nur gesunden Unternehmen angeboten, aus diesem Grund sollte die Planung in den Planjahren ein positives Ergebnis zeigen.
Auf Basis welcher Unterlagen erfolgt eine Risikobeurteilung?
Die Bonitätsprüfung findet auf Grundlage der Bankauskunft und der Abfrage bei einer Wirtschaftsauskunft statt. Die Wirtschaftsauskunft bedient sich aus Schuldnerverzeichnissen, Meldungen über Insolvenzverfahren, Bilanzen und Geschäftsberichten, Lieferanten- und Kontrollrückfragen sowie Inkasso-Meldungen.
Vor Abschluss des Factoring-Vertrages und während der gesamten Vertragslaufzeit prüft das Factoring-Institut in zeitlichen Abständen die Bonität der Debitoren. Dabei vergibt das Factoring-Institut anhand des Ergebnisses der Prüfung sog. Ankaufs- oder Abnehmerlimits, bis zu deren Höhe es das Ausfallrisiko eines Debitors trägt. Für Forderungen, die über die Höhe des vergebenen Limits hinausgehen, trägt der Factoring-Kunde das Risiko selbst.
Fazit
Factoring und Einkaufsfinanzierung sind zwei wichtige alternative Finanzierungsformen, um sein Working Capital zu steigern. Das Einsatzgebiet der Einkaufsfinanzierung ist, im Gegensatz zum Factoring auf keine Branche beschränkt, jedoch muss gesagt sein, dass die beiden keine konkurrierenden Finanzierungsformen sind, sondern auf dem Markt als alternative zum klassischen Darlehen agieren.