Die Balanced Scorecard ist das Standardwerkzeug eines Betriebswirtes. Es ist vielseitig einsetzbar und verschafft den nötigen Überblick. Doch was sich genau dahinter verbirgt, erklären wir in diesem Artikel.
Wie funktioniert die BSC?
Die Balanced Scorecard oder einfach nur BSC ist eine Möglichkeit zur Messung und Steuerung der Aktivitäten eines Unternehmens im Hintergrund einer Strategie. Neben den Finanzkennzahlen werden dabei mindestens drei weitere Perspektiven betrachtet. Diese sind die Kunden-, die Prozess- und die Potenzialperspektive. Individuelle Perspektiven können ergänzt werden. So wäre beispielsweise bei einem Tierpark die Betrachtung der Tiere als eigenständige Perspektive sinnvoll. Das Konzept wurde Anfang der 90er entwickelt, mit dem Ziel ein Kennzahlensystem aufzustellen, welches über die Finanzperspektive hinausgeht.

Für jede Perspektive sollten etwa 7 aussagekräftige Kennzahlen festgelegt bzw. erhoben werden. Anzuraten sind zudem relative Zahlen, wie z.B. die durchschnittliche Bearbeitungszeit von Kundenanfragen oder die Weiterempfehlungsrate der Kunden. Die festgelegten Kennzahlen zeigen den aktuellen Erfüllungsgrad der strategischen Ziele an. Sollten sie vom Zielwert abweichen, können sofort Maßnahmen getroffen werden.
Der strategische Handlungsrahmen
Wie beim allgemeinen Controlling gibt es einen Regelkreislauf, welcher häufig als strategischer Handlungsrahmen bezeichnet wird. Zuerst wird die Vision und Mission des Unternehmens definiert und anschließend darauf aufbauend die Balanced Scorecard aufgestellt. Während des Prozesses wird die Vision sowie die Mission kritisch hinterfragt, damit diese ggf. angepasst oder weiterentwickelt werden kann. Daraufhin wird der Businessplan erstellt, hierbei werden die strategischen Initiativen, das Budget und Meilensteine bestimmt. Im Anschluss wird die Strategie kommuniziert und die Ziele auf die einzelnen Unternehmensbereiche und Perspektiven heruntergebrochen. Nach dem die Anreizsysteme im Unternehmen mit der BSC und der Strategie verbunden sind, beginnt der Kreislauf von vorn.
Die festgelegten Kennzahlen sind je nach Geschäftsmodell, Branche, Unternehmen und Strategie sehr unterschiedlich. Die Potenzialperspektive, welche vor allem die Mitarbeiter und deren Lernprozess wiederspiegelt, sollte hier am flexibelsten gestaltet werden. Hier herrschen große Unterschiede zwischen den Unternehmen.
Was genau wird bei einer Balanced Scorecard betrachtet?

In der Kundenperspektive werden zum Beispiel die Produkt- und Dienstleistungseigenschaften gemessen, genauso wie die Kundenbeziehungen und die Reputation des Unternehmens. Für diese Punkte können Kennzahlen je nach Geschäftsmodell erfasst werden. Bei einem Industrieunternehmen kann zum Beispiel die Kundenzugehörigkeitsdauer oder der Bestellwert der Kunden von Relevanz sein. Bei der Prozessperspektive können die Prozesszeiten aber auch die Fehlerquoten von Produkten als Kennzahl dienen. In der Potenzialperspektive werden die langfristigen Überlebensziele der Organisation erfasst. Bei einem produzierenden Unternehmen kann es wichtig sein, die Weiterbildungsmaßnahmen für die Qualitätssicherung sicher zu stellen und die Einhaltung dieser als Kennzahl zu erfassen. In der Perspektive der Finanzkennzahlen werden zumeist übliche Kennzahlen verwendet, wie beispielsweise Betriebsergebnis, Rohertrag oder Deckungsbeitrag je Produkt, aber auch die Eigenkapitalquote. Wichtig bei der Wahl der Kennzahlen ist die Berücksichtigung der Einflussmöglichkeiten. Werden Kennzahlen aufgestellt, die nicht oder kaum durch die Verantwortlichen beeinflusst werden können bzw. werden Zielwerte festgelegt, die unerreichbar sind, führt dies mit hoher Wahrscheinlichkeit zur Demotivation der Mitarbeiter.
Wie wird genau gemessen?
Bei der Festlegung der Ziele muss gleichzeitig ein Verantwortlicher für die Aufnahme der Kennzahlen ausgemacht werden. Dieser ist im Regelfall auch für die Einhaltung bzw. Erreichung der Ziele verantwortlich. Die Kennzahlen werden in der Regel vierzehntägig oder monatlich erhoben. Nach dem Erheben der Kennzahlen werden diese im Rahmen eines Managementmeetings ausgewertet und die entsprechenden Maßnahmen festgelegt oder eine Anpassung der Kennzahlen vorgenommen. Eine Anpassung der Kennzahlen sollte aber nur aufgrund von exogenen Veränderungen (Konjunktureinbruch, Insolvenz von Kunden) geschehen.
Bei der Entwicklung der Mitarbeiter kann beispielsweise das Ziel sein, die Verbesserungspotential der Mitarbeiter stärker zu Nutze zumachen. Die Kennzahl kann die Anzahl an generierten Verbesserungsvorschlägen sein und der Zielwert beispielsweise 20 Prozent alle Mitarbeiter reichten einen Vorschlag pro Jahr ein.
Fazit
Die Balanced Scorecard bietet einem Unternehmer oder dem Management eines Unternehmens die Möglichkeit, auf Basis der Unternehmensstrategie eine umfängliche Übersicht zur Steuerung des Unternehmens zu erhalten. Hierfür ist jedoch ein umfänglicher Prozess, inklusive einer Visions- und Missionsfindung notwendig. Des Weiteren muss die kontinuierliche Erhebung der Daten gesichert sein, um einen stets aktuellen Blick gewährleisten zu können. Auch ist bei der Festlegung der Verantwortlichen für einzelne Kennzahlen zu berücksichtigen, dass der Nachrichtenübermittler (Datenerheber) nicht automatisch zum Sündenbock für Zielabweichungen gemacht wird, da die Gründe für Abweichungen vielseitig und extern geschuldet sein können. Die Balanced Scorecard ist somit ein einfaches, aber durchaus wirksames Werkzeug, ein Unternehmen zu steuern.
Wer sollte die BSC nutzen?
Prinzipiell kann jedes Unternehmen sich an Hand der eigenen Vision und Mission eine Balanced Scorecard erstellen und so die eigenen Ziele besser im Blick behalten. Für junge Unternehmen ist es jedoch schwer die richtigen Kennzahlen ausfindig zumachen. Hier helfen Gespräche mit „gestandenen“ Unternehmern oder Experten. Die BSC benötigt feste Prozesse sowohl intern als auch im Kontakt mit Externen. Nur so lässt sich messen ob etwas von der Norm abweicht und in welche Richtung man sich entwickeln sollte.

John Doe
Über den Autor
Franz Poike arbeitet seit 2014 für die Kernaussagen GmbH. Seine Schwerpunkte liegen in der Analyse von Finanzplanungen sowie der laufenden Begleitung von Kunden im Bereich Externes Controlling und Berichtwesen.