Ein Kredit von der Bank, bei dem das Unternehmen keine Zahlung erhält. So was gibt es? Ja, und zwar in Form eines Avalkredits. Was sich dahinter verbirgt, welche Vor- und Nachteile diese Finanzierungsform mit sich bringt und was es sonst noch zu beachten gilt, erklären wir euch in diesem Artikel.
Was ist ein Avalkredit?
Bei einem Avalkredit übernimmt die Bank eine Bürgschaft oder bietet eine Garantie für Leistungen oder Zahlungen. Das Unternehmen schont dadurch die Liquidität und stärkt das Vertrauen gegenüber von Geschäftspartnern. Zum Zeitpunkt des Abschlusses erhält der Avalkreditnehmer somit keine Zahlung. Die Bank begleicht nur im Notfall die offenen Verbindlichkeiten, für die der Schuldner einen Avalkredit abgeschlossen hat. Im Anschluss treibt die Bank die Verbindlichkeit beim Unternehmer ein. Es gibt verschiedene Ausprägungen dieser Bürgschaft.
Wurde eine befristete Laufzeit vereinbart, erlischt die Vereinbarung zwischen Bank und Avalnehmer am Ende der Verpflichtungserklärung. Bei unbefristeten Avalkrediten enden die Zahlungsverpflichtungen und damit auch die Gebührenbelastung, wenn der Avalnehmer die Bank von ihrer Haftung freistellt (z. B. indem die Forderungen gegenüber der dritten Partei vollständig beglichen werden) oder die Bank das Geschäft ordentlich oder außerordentlich kündigt. Auch eine ordentliche Kündigung ist möglich, wenn keine Laufzeiten festgelegt wurden. In der Praxis ist das vor allem dann der Fall, wenn die Bank Zweifel an der Sicherheit des Finanzierungskonzepts hat, versprochene Sicherheiten nicht gestellt werden oder die Fertigstellung eines zu beleihenden Gegenstands aufgrund der vorliegenden Umstände in Zweifel gezogen werden muss.

Welche Formen gibt es?
Gewährleistungsbürgschaft
- Für alle Werkverträge gilt die Sachmangelhaftung des Herstellers bzw. Verkäufers, d.h. Mängel müssen im Rahmen der Gewährleistung beseitigt werden. Bei Bauverträgen ist es mittlerweile üblich, dass der Auftraggeber für die Zwecke Sicherheiten einbehält, also nicht den vollständigen Betrag auszahlt. Um diese Sicherheiten abzulösen kann eine Gewährleistungsbürgschaft in Anspruch genommen werden.
Anzahlungsbürgschaft
- Die Anzahlungsbürgschaft ist im Anlagen- und Maschinenbau üblich. Sie dient der Absicherung von Vorauszahlungen oder Anzahlungen bei Bauvorhaben. Unternehmen aus dem Anlagen- oder Maschinenbau lassen sich die Kosten für Material in der Regel vorauszahlen. Damit der Auftraggeber abgesichert ist, wird in diesem Fall eine Anzahlungsbürgschaft abgeschlossen, die vor Insolvenz des Auftragnehmers schützen soll.
Mietaval
- Das Kreditinstitut verpflichtet sich in dem Fall für die Höhe der sonst üblichen Mietkaution einzustehen. Dies ist für Unternehmen in Ihrer Starphase durchaus eine Alternative, da so die liquiden Mittel geschont werden.
Lieferungs- und Leistungsbürgschaft
- Das Kreditinstitut verpflichtet sich in diesem Fall, die Garantiesumme einer festgelegten Lieferung oder Leistung zu übernehmen.
Prozessbürgschaft
- Eine Prozessbürgschaft wird in den Fällen genutzt, in denen der Beklagte zur Zahlung eines Betrags verurteilt wird, dieses Urteil jedoch noch nicht rechtskräftig ist und weitere Instanzen folgen könnten. Der Kläger muss in diesem Fall eine Sicherheit erbringen.
Die Vorteile des Avalkredits
Durch einen Avalkredit kann das Unternehmen seine Liquidität schonen und mit den freien liquiden Mitteln den Handlungsspielraum vergrößern. Der Avalkredit ist in der Regel ein Indiz für eine hohe Kreditwürdigkeit des Unternehmens, was für Verhandlungen mit anderen Investoren genutzt werden kann. Der Avalkredit ist erfahrungsgemäß schnell und einfach beantragt. Da es sich bei einem Avalkredit um eine Bürgschaft von der Bank handelt und nicht um ein Darlehen, werden weder Zinsen noch Kreditraten fällig. Die Gebühr für den Avalzins ist in der Regel niedriger als ein Kreditzins. Der Avalkredit zeichnet sich durch flexible Laufzeiten von bis zu fünf Jahren aus. Mit einer Besicherung ist auch ein unbefristeter Avalkredit möglich.
Die Nachteile des Avalkredits
Für den Avalkredit berechnen die Banken eine Gebühr, deren Sätze sich nach Risiko und Laufzeit richten. Die Höhe des Satzes variiert normalerweise zwischen 0,25 und 3 Prozent p.a. Bei Kautionsbürgschaften für Mieter liegt die Gebühr höher – üblich sind 5 bis 6 Prozent der Bürgschaftssumme pro Jahr. Bei der Einrichtung eines Avals fällt zusätzlich einmalig eine Gebühr für die Bürgschaftsurkunde an. Diese beträgt meist zwischen 30 und 50 Euro. Wird der Avalkredit bei der Hausbank beantragt, so wird dies der Kreditlinie angelastet.
Für die Zusage eines Avals ist die Prüfung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens notwendig. Dies ist mit einem Verwaltungsaufwand für das Unternehmen verbunden. Es ist auch möglich, dass für den Aval Sicherheiten erbracht werden müssen. Hierfür können z. B. Immobilien, Wertpapiere oder Bankguthaben als Sicherheit dienen. Auch Lebensversicherungen und andere Sparverträge können als Sicherheit eingesetzt werden.
Die Avalprovision ist in der Regel vor Gewährung fällig. Bei längeren Laufzeiten kann auch eine monatliche oder quartalsweise Zahlung vereinbart werden. Während der Laufzeit muss der Avalnehmer die Bank laufend über seine finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse unterrichten, dies hat einen Verwaltungsaufwand zur Folge.
Fazit
Durch die Einräumung einer Bürgschaft profitiert das Unternehmen von der Kreditwürdigkeit der Bank und kann seine Liquidität schonen.
Inwiefern ein Avalkredit für das eigene Unternehmen sinnvoll ist und umgesetzt werden kann, muss individuell geklärt werden. Ein Vergleich von Angeboten ist in jedem Fall zu empfehlen.